Geschichte

Zwar ist die Bezeichnung Taekwon-Do für diese koreanische Kampfkunst erst seit 1955 gebräuchlich, die historischen Wurzeln aber liegen weit zurück in der Vergangenheit Koreas.
Im 7. Jahrhundert war das Gebiet des heutigen Korea in drei Königreiche aufgeteilt: das größte, Koguryo, im Norden, Baek Je im Südwesten und Silla im Südosten. Dies führte dazu, daß die beiden südlichen Länder Baek Je und Silla in ständiger Wachsamkeit gegen die militärische und wirtschaftliche Bedrohung aus dem Norden lebten. Vor allem für Silla wirkte sich dies positiv aus, als die eigene Kraft und Stärke in jeder Beziehung erhalten und verbessert werden mußte.
Man erkannte hier, daß eine geistige Überlegenheit die Grundlage für das Widerstandsvermögen gegen den Norden war, und so entwickelte man vielerlei Systeme, die die geistige Substanz des Volkes nährten und verbesserten. Zu diesem Zweck wurde unter anderem im 6. Jahrhundert n. Chr. von dem König Chin-Hung das Hwarang-Do gegründet, eine Organisation, in der die talentierte Jugend der damaligen Zeit aufgenommen und im Ideengut des Zen unterrichtet wurde, unter anderem in der Kampfkunst Kung Joong Musool.
Dieses Ideengut wendete man auf verschiedene Künste, Wissenschaften und die Selbstverteidigung an. Hier liegt eine der Wurzeln des späteren Taekwon-Do.

Die Anwendung des Zen auch auf den Bereich der waffenlosen Kampfkünste führte zu einer Harmonisierung von Geist und Körper, in der Art, daß es den Menschen in Silla möglich war, der Übermacht des nördlichen Nachbarn zu begegnen. Unter ihrer Führung wurden später die drei Königreiche vereinigt. In der folgenden Silla-Dynastie wurde Soo Bak Gi und Tae Kyon zur nationalen Kriegskunst erklärt, in der jährlich Wettkämpfe ausgetragen wurden, um den besten Kämpfer zu ermitteln. Der Wettkampfsieger erhielt einen bedeutenden Posten in der Regierung. Auch während der Koryo-Dynastie (918 – 1392 n. Chr.) erfreuten sich die kriegerischen Künste großer Beliebtheit. Da aber der äußere Anlaß der Auseinandersetzung mit den Nachbarstaaten im Laufe der Zeit verschwand, erlahmte die schöpferische Kraft des Volkes, und die Entwicklung des Do stagnierte. Als im 14. Jahrhundert die Lee-Dynastie folgte, wurde das Tae Kyon nur noch von kleinen Gruppen am Leben erhalten. Somit wurde das Tae Kyon fast 800 Jahre lang weitergepflegt und perfektioniert. In der folgenden Yi-Dynastie (1393 – 1910 n. Chr.) wurde jedoch alles, was mit dem Militär zu tun hatte, abgewertet. Im Jahr 1910 erfolgte die Besetzung Koreas durch japanische Truppen, und Tae Kyon wurde in seiner öffentlichen Ausübung verboten. Damit war aber der äußere Anlaß, der das Tae Kyon zu seiner einstigen Blüte geführt hatte, wieder gegeben: die Bedrohung von außen. Gerade das führte dazu, daß das Tae Kyon von neuem ausgeübt und gepflegt wurde und auch diese schlimme Zeit ohne Schaden überstand. Nach der Niederlage und dem Abzug der Japaner 1945 war das Interesse vorhanden, das Tae Kyon der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und es erfolgte schnell eine allgemeine Verbreitung. In dieser Zeit entstand eine Bewegung unter der Führung von General Choi, Hong Hi mit der Aufgabe, das Tae Kyon neu zu ordnen und eine umfassende äußere Organisation zu entwerfen. Im Rahmen dieser Neuordnung änderte er auch unter Mithilfe eines Komitees, dem bedeutende Persönlichkeiten Koreas angehörten, den Namen des Tae Kyon in Taekwon-Do, was soviel wie „der Weg des Fußes und der Hand“ heißt. Zwischen 1950-1953 entwickelten die Meister Südkoreas unter Leitung von General Choi Hong Hi ein neuen Kampfsport nach dem japanischem Modell. Taekwondo vereinte die bestehenden Stilrichtungen Chang Hon Yu, Chang Moo Kwan, Chung Do Kwan, Jung Do Kwan (als Splitterrgruppe der Chung Do Kwan), Chi Do Kwan, Oh Do Kwan, Yul Kwan Sool, Kang Duk Kwan, Yun Moo Kwan und andere. 1955 führte dann General Choi Hong Hi im Auftrag der südkoreanischen Regierung Taekwondo als Nationalsport ein. Die Disziplin wurde schnell zum koreanischen Volkssport und als Pflichtfach auch an allen Militärakademien und Polizeischulen des Landes gelehrt. Ein Graduierungssystem (Dan Gup Jedo) wird gegründet und Regeln für den Wettkampf erstellt und 1961 wird General Choi Hong Hi der erste Präsident der Korean Taekwondo Association (KTA). 1965 brach eine Abordnung höchster Danträger von Korea auf, um das Taekwondo in der ganzen Welt zu verbreiten. Seit dieser Zeit wird diese koreanische Kampfkunst auch in Europa unterrichtet.